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Brief von AEPL "Mussolini heute immer noch Ehrendoktor".

Publié le 10/10/2024

Brüssel, den 8. Oktober 2024

Offener Brief der AEPL an den Rektor der Universität Lausanne

Sehr geehrter Herr Frédéric Herman, sehr geehrter Rektor der UNIL,

1) Einleitung

Die Europäische Vereinigung für Freies Denken, AEPL (https://aepl.eu), wurde 2007 mit dem Ziel gegründet, das europäische Projekt zu unterstützen und die aus der Aufklärung hervorgegangenen Grundsätze, insbesondere die Freiheit́ des Denkens, des Gewissens und der Meinung, zu fördern und zu verteidigen. Damit steht die AEPL im Einklang mit der Europäischen Charta der Grundrechte, die jeder Mitgliedstaat zu achten hat.

Die AEPL, die in 23 EU-Ländern vertreten ist, vereint Bürger aller Art und Nationalitäten, Herkunft, Glaubensrichtungen oder Nicht-Glaubensrichtungen, die konkret den Aufbau Europas und das "Zusammenleben" innerhalb der Union unterstützen wollen. Kurzum, dass dort ein Gefühl der Zugehörigkeit und der Bürgerschaft́ entsteht, das es ihren Staatsangehörigen ermöglicht, eine friedliche Zukunft zu teilen.

In diesem Sinne befürwortet die AEPL als konfessionslose Organisation den Laizismuś, d. h. die Nichteinmischung der Religionen in die Politik. Ein Laizismuś bedeutet keineswegs die Ablehnung von Religionen, wohl aber die Ablehnung ihrer Instrumentalisierung zu politischen Zwecken. In diesem Sinne wendet sich die AEPL, die sich der Realitäten des 21. Jahrhunderts bewusst ist, auch gegen die Zunahme jeder Form von Fundamentalismus und Extremismus.

2) Gegenstand der Anfrage

1937 verlieh die Universität Lausanne (UNIL) Benito Mussolini die Ehrendoktorwürde, eine Entscheidung, die von Anfang an kontrovers diskutiert wurde und auch heute noch kontrovers diskutiert wird. Angesichts Mussolinis faschistischer Handlungen und Ideologien ist es aus ethischen, historischen und moralischen Gründen zwingend erforderlich, dass die UNIL diesen Titel zurücknimmt. Dieser offene Brief argumentiert für diese Maßnahme, indem er die Implikationen der gewährten Ehre, der akademischen Werte und der historischen Präzedenzfälle untersucht.

Argument 1: Mussolinis Aktionen und Ideologien

Benito Mussolini war als Führer des faschistischen Regimes in Italien für zahlreiche Gräueltaten und Menschenrechtsverletzungen verantwortlich. Sein Regime führte eine rassistische Politik ein, insbesondere gegen Juden, und führte brutale Militärkampagnen in Afrika durch, die großes Leid und den Verlust von Menschenleben verursachten.[1]. Indem sie Mussolini ehrt, scheint die UNIL diese Taten zu ignorieren oder zu verharmlosen, was für eine akademische Institution, die die Werte der Gerechtigkeit und der Achtung der Menschenrechte fördern soll, inakzeptabel ist.

Argument 2: Universitäre Werte

Universitäten sind Hochburgen des Wissens, der Ethik und der Wahrheit. Sie haben die Verantwortung, hohe moralische Werte zu verteidigen und als Vorbilder für die Gesellschaft zu dienen. Durch die Beibehaltung des Ehrentitels Mussolini sendet die UNIL eine widersprüchliche Botschaft über ihre Werte und ihr Engagement für Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit aus[2]. Die Aberkennung dieses Titels wäre ein starker symbolischer Akt, der das Engagement der Universität für diese Grundprinzipien bekräftigt.

Argument 3: Die Pflicht zur Erinnerung

Die Pflicht zur Erinnerung ist entscheidend, um zu verhindern, dass sich die Fehler der Vergangenheit wiederholen. Durch die Aberkennung des Ehrendoktortitels für Mussolini würde die UNIL die in der Vergangenheit begangenen Fehler offiziell anerkennen und ihr Engagement zeigen, diese nicht zu wiederholen[3]. Dies würde auch künftigen Generationen als Warnung vor den Gefahren totalitärer Ideologien und Menschenrechtsverletzungen dienen.

Argument 4: Historische Präzedenzfälle

Es gibt Präzedenzfälle, in denen Institutionen kontroversen Figuren verliehene Ehrungen wieder aberkannt haben. Beispielsweise haben mehrere Universitäten Rudy Giuliani, Harvey Weinstein und Robert Mugabe den DHC-Titel aberkannt, da ihre Handlungen oder Ideologien im Widerspruch zu den Werten der Institution standen.[4]. Diese Maßnahmen zeigen, dass es möglich und notwendig ist, die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren, um die Integrität und Glaubwürdigkeit akademischer Einrichtungen zu wahren.

3)    Schlussfolgerung

Abschließend fordert die AEPL die Universität Lausanne auf, den Ehrendoktortitel, der Benito Mussolini 1937 verliehen wurde, zurückzunehmen. Diese Maßnahme ist notwendig, um die Universität mit ihren ethischen Werten in Einklang zu bringen, die Pflicht zur Erinnerung zu ehren und den historischen Präzedenzfällen zur Korrektur vergangener Fehler zu folgen. Mit dieser Entscheidung würde die UNIL eine klare Botschaft über ihr Engagement für Gerechtigkeit, Menschenrechte und akademische Integrität aussenden.

Mit freundlichen Grüßen, lieber Herr Frédéric Herman, lieber Rektor der Universität Lausanne.

 

                                                         Im Namen des AEPL-Verwaltungsrats,

                                                         (unterzeichnet)

                                                         Guy T'hooft, Vorsitzender von AEPL

Verteilerliste

Empfänger :

Herr Frédéric Herman, Rektor der UNIL

Kopien an

Frau Annemie Schaus, Rektorin der ULB, Dhr. Jan Danckaert, Rector van VUB, Frau Anne-Sophie Nyssen, Rektorin der ULg, Dhr. Rik Van de Walle, Rector van Ugent, Frau Françoise Smet, Rektorin der UCL

Referenzen

[1] UNIL - Ehrendoktorat Benito Mussolini

[2] CIRE UNIL - Bericht Ehrendoktorat Benito Mussolini

[3] RTS - Ehrendoktorwürde für Mussolini: Universität Lausanne hat "versagt"

[4] RTS - UNIL erkennt schweres Fehlverhalten an, entzieht aber nicht den Doktortitel

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